Man nimmt sich doch nichts weg

Ich hatte mit einem Freund mal ein langes Gespräch über das Thema “offene Beziehung”. Wir sprachen über die Vor- und Nachteile. Dabei fiel ein Satz, der mir seit dem nicht mehr aus dem Kopf geht.

Man nimmt sich doch nichts weg

Eine offene Beziehung sei doch perfekt. Man kann sich jederzeit ausleben, es gemeinsam erleben, es getrennt erleben, sich und dem Anderen auch mal was gönnen können – das wäre doch der Inbegriff aller Wunschträume einer perfekten Partnerschaft.

Wenn der Partner sich für ein Date mit einem anderen Menschen für sexuelle Gelüste trifft, so verliere der Partner dadurch doch nichts. Es wird ihm nichts weggenommen. Der Partner ist noch immer der Partner mit dem man sein Leben teilt und den man liebt und der einen liebt.

Im Grunde stimme ich dieser Ansicht durchaus zu, doch in einem Punkt sehe ich es vollkommen anders.

Man nimmt sich sehr wohl etwas weg

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Und zwar Zeit. Gemeinsame. Man verliert einen Abend, eine Nacht, ein Erlebnis. Nun kann man sagen: “Ja bei Gott, ein Abend von wie vielen im Jahr?” Und durchaus ist dies richtig, aber dennoch fehlt dieser Abend. Man überlässt dem Partner eine partnerfreie Zeit. Man verliert ein gemeinsames Erlebnis. Auch wenn man es danach gemeinsam nachholt und nochmal erlebt, man hat diesen einen Abend verloren.

Das muss nichts Schlimmes sein. Das verteufelt nicht das Konzept der offenen Beziehung, nein ganz und gar nicht. Aber ich finde, man sollte sich dessen bewusst sein, dass man für ein sexuelles Erlebnis einen Abend mit seinem Partner verliert und das für etwas, was man auch mit seinem Partner haben könnte. Etwas, was normalerweise, gesellschaftlich anerzogen, nur dem Partner gehört.

Der Partner gibt einem Freiraum, Möglichkeiten Dinge zu erleben, dies sollte man zu schätzen wissen. Es ist ein sehr großes Zeichen für Vertrauen und Liebe.

Es wird einem nicht wirklich etwas weggenommen, wenn man klar miteinander ist. Aber man wird kurzzeitig ausgeschlossen aus dem Leben des Partners. Nur für einen Moment, aber für einen sehr intimen Moment. Und das ist dann doch etwas, wo einem etwas weggenommen wird. Der Zugang zum Partner, während man daheim auf ihn wartet.

Und sicher, gewinnt man auch etwas. Neuen Input, den Austausch danach, das Nachspielen danach, neue Erfahrungen, welche auch die Beziehung beflügeln. Dies alles stimmt und macht eine offene Beziehung so spannend. Doch man nimmt sich eben auch einen kleinen Moment weg.

Nur wenn Partner dies wirklich erkennen und anerkennen, gewinnen sie am Ende mehr als sie wegnehmen.

Foto: AlexVan / pixabay

1 Kommentar zu Man nimmt sich doch nichts weg

  • Leonie  sagt:

    Sag mal, was für Partnerschaften lebst du? Gehst offenbar davon aus, dass man JEDEN ABEND mit ihm verbringt. Das gibt es doch nur in festen, eingeschlafenen Ehen mit Kindern, Haus und Garten!

    Wie soll denn da erotische Spannung aufkommen, wenn man ständig mit dem Partner zusammen hängt? Wo bleibt das eigene Leben, Selbstbesinnung, eigene Freunde?

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